Donnerstag, 30. April 2009

Meine Antwort an BMWI zur Email "50Watt D-Star"

Nachdem ich eine Antwort aus dem BMWI erhalten hatte, welche ich hier selbstverständlich dem Anstand gebührend nicht posten werde, hier jedoch meine Antwort auf den Inhalt der Email.

Sehr geehrter Herr Martin,
sehr geehrte Damen und Herren,

erst einmal vielen Dank für Ihre Reaktion auf meine Anfrage.
Zunächst begrüße ich ausdrücklich, dass eine Behörde auf Wünsche von Vertretern des Amateurfunkdienstes eingeht und nach Möglichkeiten schaut, diese auch umzusetzen.

Im vorliegenden Fall (D-STAR) handelt es sich zwar auf den ersten Blick um eine neue experimentelle Technologie und neue experimentelle Technologien sollten in der Regel gefördert werden, jedoch ist das System derart unausgereift, das ich Ihnen die Details gern schildern möchte um Ihnen einen Besseren Einblick für die Entscheidungsfindung zu ermöglichen:

D-STAR vereinigt Sprachübertragung, Relaiskopplung, Positionsreporte und Textnachrichten in einem digitalen System mit jedoch leider geringerer Funktionalität als ihre analogen Pendants, worauf ich später noch einmal genauer eingehe.
Dieses Verfahren wurde von der japanischen Amateurfunkvereinigung JARL entwickelt und vom japanischen Elektronikkonzern ICOM freundlicher Weise aufgegriffen und zur Produktion gebracht.
Dieser sehr begrüßenswerte Schritt erfolgte jedoch etwas verfrüht. Leider versucht dieser Konzern nun mit allen Mitteln diesen Standard, der nicht zwingend der Beste, aber eben der in Japan entwickelte ist, in Europa zu etablieren und den Absatz der extra für den Amateurfunkdienst entwickelten Geräte mit einer Amateurfunk eigenen Digitaltechnologie, die jedoch leider noch nicht ausgereift ist, abzusetzen.

Digitalübertragung mit erheblichen Mängeln:
Die Audio-Qualität des eingesetzten hervorragenden propietären Codecs ist aufgrund zu geringer Datenrate leider stark artefaktbehaftet, analog zu einer mp3 Datei mit zu geringer Datenrate. Daher klingt die Übertragung unnatürlich, schmal und signifikant schlechter als klassischer FM-Sprechfunk.
Auch wenn Ihre Behörde hier mit schriftlichen Veröffentlichungen andere Auffassungen unterstreicht, halt ich es für bedenklich, das im Amateurfunk welcher auf dem Selbstbauprinzip und frei von kommerziellen Interessen sein sollte, dieser patentrechlich geschützte Codec mit dem Hinweise auf ein Verbot der Rückentwicklung (Einreiseverbot in die USA bei Zuwiderhandlung) legitimiert werden soll.

SSIDs wie in Packet und APRS werden nicht unterstützt, was zur Inkompatibilität bei Textübertragungen führt. Ein Paket aus dem Packet/APRS-Netz könnte in das D-STAR-Netz importiert werden, jedoch schlägt die Adressierung im umgekehrten Fall wegen fehlender SSID-Adressierungsmöglichkeit und dem aktuellen Protokollstand von D-STAR fehl.

Trotz geringerer Bandbreite sind aufgrund des FM-Modulationsindexes kleiner eins nur sehr schlechte Übertragungsergebnisse erzielbar ("das Signal ist zu leise"), was zur Forderung der Lobby nach Leistungserhöhung führt - um für die Auswertung der Datenpakete einen besseren Signal-Rauschabstand zu ermöglichen.

Die Argumentation die Sendeleistung von Relaisfunkstellen nur für diese Betriebsart auf 50W EIRP anzuheben, weil heutige Mobilfunkgeräte ebenfalls mit 50W senden ist wie oben dargelegt nicht schlüssig, zudem sind 50W im mobilen analogen Sprechfunk wie auch im mobilen Digitalfunk (z.B. APRS, Packet) ebenfalls üblich.


Da auch hier experimentiert wird, wäre eine generelle Erlaubnis die Sendeleistung von Relaisfunkstellen auf 50 W EIRP anzuheben konsequent richtig und wünschenswert.
Die u.a. im Fall von D-Star mit 50Watt EIRP angestrebte Umsetzung öffnet „Tür und Tor“ zu einem billigend in Kauf genommenem Verdrängungswettbewerb von analogen Aussendungen, ob im FM-Bereich oder im Relaisstellenbereich, unter Verwendung des Argumentes einer Frequenzökonomie.

Ebenfalls möchte ich zu bedenken geben, das durch eine Leistungserhöhung sich in einem größer werdenden Bereich der Überlappungen der Aussendungsstellen zu „Beeinträchtigungen des Empfangs“ kommen wird. Es bedarf einer neuen Standortkoordinierung und Mehraufwand der Störbearbeitung. Ich hoffe das diese Fälle vor einer solchen Entscheidung bedacht werden und wie man gedenkt das zu lösen.

Ich werde die an Sie gerichtete Antwort ebenfalls in meinem Blog der Öffentlichkeit zum Lesen zur Verfügung stellen (dh2rtw.blogspot.com) und ebenfalls gewissen Vertretern meiner noch Interessenvertretung im DARC zu Kenntnis bringen.

vy 73 de dh2rtw Rolf